Zwetschgenkuchen für Oskar Lafontaine

Die süßen Seiten der Politik – Teil 9

Auch Herr Lafontaine lies mir schöne Grüße schicken und erklärte, dass seine Lieblingssüßigkeit ein Zwetschgenkuchen vom Blech mit Hefeteig ist. Bei uns in Bayern nennt man so einen Kuchen „Zwetschgendatschi“ und diese Spezialität ist im südlichsten Teil Deutschlands im Spätsommer äußerst beliebt. Diese Vorliebe gebackenen Zwetschgenkuchens teilt der gewöhnliche Bayer mit den in der Zwetschgenzeit ungewöhnlich zahlreich auftretenden Wespen. Sie Herr Lafontaine stechen gerne mal in ein Wespennest und deshalb wird Ihnen  ja immer gerne vorgeworfen, dass Sie ein Popolist wären. Bei der Wahl Ihrer Süßigkeit haben Sie auf alle Fälle ein Gespür dafür, was die Bayern so Lieben. Ich weiß nicht welchen Stellenwert Zwetschgenkuchen im restlichen Deutschland oder im Saarland genießt, aber in meinem Bundesland erfreut sich der Datschi eines ähnlichen Respekts wie Radi, Weißbier oder Weißwurst. Diese vier dienen alle der Stärkung der bayerischen Stammesidentität und bestärken uns Freistaatler in unserer „Mir san Mir Mentalität“. Allerdings ist der Genuss von Zwetschgendatschi im Gegensatz zu den anderen bayerischen Seelentröstern saisonal stark begrenzt. Im Spätsommer bis in den Herbst ist die Hochsaison für Pflaumen und Zwetschgen.

Jedes Gebiet hat seinen eigenen Namen für Zwetschgenkuchen. Zwetschgendatschi oder Zwetschgenfleck, wird er in Österreich genannt. Quetschekuche sagt der Saarländer dazu und unter diesem Namen ist er sicherlich auch Ihnen Herr Lafontaine ein Begriff. Bei uns in Bayern heißt er natürlich Zwetschgendatschi.

 

Richtig arm dran sind jedoch die Augsburger, die schon seit Urzeiten den Spitznamen „Datschiburger“ ertragen müssen. Aber sie sind nicht die einzigen, die man mit ihrer Lieblingsspeise  aufzieht. So nennt man die Schwabenmädchen Spätzleschätzle und die Böhmen werden geneckt mit ihrer Lieblingsmehlspeise und als Dalken bezeichnet. Aber so richtig viele Städte gibt es wahrscheinlich nicht, deren Bürger mit einem Gebäck verspottet werden, deshalb kann man es sogar als eine gewisse Ehre bezeichnen, solch einen köstlichen Namen für die Fuggerer zu haben.

Immer noch gibt es endlose Streitigkeiten, wie ein guter Datschi zu sein hat. Nach alter Augsburger Tradition mit einem dünnen Hefeteig oder wie in Österreich mit Mürbeteig. Im Norden Deutschlands und im Allgäu sind Streusel auf einem leckeren Datschi ein Muss. Die Thüringer mögen wahrscheinlich die schöne lila-bläuliche Farbe der Zwetschgen nicht, sie verstecken diese unter einem Eierguss. Aber dies soll uns nicht kümmern, denn hier im Raum München, werden Zwetschgen schön auf einen Hefemürbeteig gelegt. Wahrscheinlich, weil wir zwischen Augsburg und der Donaumonarchie liegen. Ich weiß leider nicht, wie ein Quetschekuche im Saarland gemacht wird. Aber eines ist sicher, bei uns im Münchner Westen kommen auf keinen Fall Streusel auf den Datschi. Sondern dieser Zwetschgenkuchen wird schön mit Zimtzucker bestreut und dann mit heißer Aprikosenmarmelade bestrichen. Mh…… einfach genial. Und für Sie Herr Lafontaine habe ich nun ein leckeres Datschirezept vorbereitet.

 

Rezept:

500 g Weizenmehl
70 g weiche Butter
70 g Zucker
200 ml Milch
2 Eigelb
1 ganzes Ei
30 g Hefe
7 g Salz

1 – 2 kg Zwetschgen
Zucker zum Bestreuen
Zimt
Aprikosenmarmelade

Zubereitung:

Alle Zutaten in eine Schüssel geben und daraus einen schönen glatten wolligen Teig kneten. Den Teig mit etwas Mehl bestäuben, abdecken und an einem warmen Ort etwa einen halbe Stunde ruhen lassen. In der Zwischenzeit kümmert man sich um die anderen Arbeiten. Das Backblech wird gefettet und bemehlt. Der Ofen schon einmal eingeschaltet und vorgeheizt auf 200 ° C. Die Zwetschgen waschen, abtropfen lassen, entkernen, halbieren und anschließend dritteln. Das macht ganz schön Arbeit. Während wir beschäftigt sind, lässt es sich der Teig gut gehen und ist in der Zwischenzeit schön aufgegangen. Wir nehmen den Teig aus der Schüssel und kneten ihn noch einmal kurz durch. Dann wird er ausgerollt und das Backblech damit auslegt. Gut, dass wir die Zwetschgen schon vorbereitet haben. Diese brauchen wir jetzt nur noch schuppenförmig mit der Innenseite nach oben auf den ausgerollten Teig legen. Je nach dem wie lange wir uns mit dem Belegen Zeit gelassen haben, muss der Teig noch mal 10 bis 20 Minuten ausruhen. Dann geht’s ab in den vorgeheizten Ofen. Bei ca. 200 ° C backen wir den Datschi ca. 30 – 40 Minuten. Nach dem Backen den Zucker mit etwas geriebenen Zimt vermischen und drüberstreuen. Und zum Schluss streiche ich die heiße Aprikosenmarmelade dünn auf die saftigen Zwetschgen. Da läuft mir schon beim Erzählen das Wasser im Munde zusammen, ich hoffe Ihnen auch Herr Lafontaine.

 

Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr Konditormeister

 

Martin Schönleben

PS: Und wer den saarländischen Klassiker nachkochen will “Bibbelchesbohnesupp mit Quetschkuche” der kann bei der Martina nachschauen, wie man so eine Bibbelchesbohnesupp kocht. Ich bin ja nur für’s Backen zuständig.

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10 Comments

  1. Lecker!

    Allerdings bevorzuge ich den Zwetschgenkuchen mit Streuseln. Dann ist es aber kein Datschi mehr… 😉

    LG

    1. Liebe Manu,

      ich glaube ja, dass das regionale Unterschiede sind und es durchaus Gegenden gibt in denen der Datschi traditionel mit Streuseln gebacken wird.

      Mit streuseligem Gruße

      Martin

  2. Hallo Martin

    Ich glaube der Quetschekuche ist mitunter die einzige Gemeinsamkeit die ich mit ” uus Oskar”habe.
    Ich liebe den Kuchen…….bei uns im Saarland ,ist im Moment die Zeit der ” Bibbelchesbohnesupp mit Quetschkuche ” das gehört hier zusammen wie Topf und Deckel
    LG
    martina

    1. Liebe Martina,

      habe gleich auf deiner Seite nach einer Bibbelchesbohnesupp gesucht aber leider keine gefunden. Wann gibt’s denn ein Rezept dazu?

      Grüße aus München

      Martin

  3. Lieber Martin
    Das Rezept ist da…….hab es nur leider vergessen in die Rubrik von A -Z zu setzen……..
    Stand nur unter saarländischer Küche.
    LG
    Martina

  4. Ich wußte nicht, dass ich irgendwelche Gemeinsamkeiten mit Herrn Lafontaine habe, jetzt weiß ich’s…

    Ich liebe Datschi (Deine puristische, süddeutsche Variante – ist es nun Minga-Style?), aber mit extra viel Sahne!

    1. Liebe Missboulette,

      du hast mich ziemlich verwirrt mit deinem Minga-Style. Zuerst dachte ich an irgend etwas japanisches, aber ein kurzer Suchlauf im Internet hat mich dann aufgeklärt. Minga steht für München – hätte ich eigentlich wissen müssen. Asche über mein Haupt! Ja natürlich ist mein Datschirezept Minga-Style. Ich sollte den Begriff jetzt vielleicht öfter verwenden.

      Es grüßt mit Minga-Gruß

      Martin

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