Thorner Kathrinchen – ein männerfeindliches Traditionsgebäck

Es ist wieder soweit auf Radio Alpenwelle verrate ich ein Rezept von mir. Diesen Sonntag aber nicht wie üblich in der Sendung „Gsunga und Gspuit“ sondern eine Stunde vorher zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr in der Stunde der Blasmusik mit Bernhard Ruf.

 

Thorner Kathrinchen

 

Der 25. November ist der Tag der heiligen Katharina.

 

St. Kathrein stellt den Tanz ein.

Mit diesem Bauernspruch soll uns gesagt werden, dass jetzt die Adventszeit anfängt, also „die staade Zeit“. Es begann die Fastenzeit vor Weihnachten, und man bereitete sich so auf die Niederkunft des Heilandes vor.

Katharina ist eine der 14 Nothelfer. Der Volksmund schreibt über sie:

 

Margaretha mit dem Wurm,

Barbara mit dem Turm,

Katharina mit dem Radl

das sein die heiligen drei Madl

Sie war Christin in Alexandrien und wurde wegen ihrer Standhaftigkeit zum Tode durch das Rad verurteilt. Als das Rad jedoch zerbrach wurde sie enthauptet.  Nach alten Legenden brachten Engel ihren Leichnam auf den Berg Sinai und bestatten sie dort. Sie gilt als Schutzpatron der Philosophen. An ihrem Ehrentag beginnt man traditionell mit dem Backen der ersten Plätzchen. Mittlerweile sind bei uns ja schon ab September die Supermärkte voll mit Lebkuchen, Nikoläusen, Plätzchen und Stollen. Bevor der Herbst richtig beginnt bereitet und die Industrie schon auf das Weihnachtsfest vor, damit wir es ja nicht vergessen können. Aber in Thorn hat die Heilige sogar ihr eigenes Gebäck. Die „Thorner Kathrinchen“ werden in der Zeit zwischen dem 25. November und dem ersten Advent gebacken. Thorn ist zwar keine bayrische Stadt, aber ein so schönes traditionelles Gebäck, das am 25. November zu Ehren der heiligen Katharina gebacken wird,  muss einfach nachgebacken werden. Thorn liegt am Ufer der Weichsel zwischen Warschau und Danzig. Heute ist dieses Gebiet mitten in Polen und die Stadt heißt Torun. Als jedoch die Bäcker 1640 die ersten Kathrinchen gebacken haben, war es eine deutsche Hansestadt wie Hamburg, Rostock oder Bremen. Irgendwann genau weiß man dies nicht mehr hat irgendein pfiffiger Bäcker den Kathrinchen einen Jüngling zur Seite gestellt. Dies wurde sogleich von den anderen nachgemacht, und so kam es, dass die Sankt Kathrein immer mit einem Mann zusammen gebacken wird. Einen eigenen Namen hat er aber immer noch nicht erhalten. Bei diesem Gebäck haben also eindeutig die Frauen das Regiment in der Hand und die Männer sind so unwichtig, dass sie noch nicht einmal einen eigenen Namen, haben sondern auch unter dem Namen Kathrinchen firmieren. Auch wenn dies eindeutig männerdiskreminierend ist und wir deshalb die Gleichstellungstelle der Bundesregierung einschalten müssen, so soll uns das nicht davon abhalten, dieses schöne Gebäck einmal nachzubacken.

 

 

 

Rezept:

250 g Honig

60 g Wasser

60 g  Zucker

40 g  Butter

 

190   g Weizenmehl

190   g  Roggenmehl

4 g  Backpulver

9 g  Natron

3 g  Zimt

2 g  Kardamom

2 g  Ingwer

2 g  Nelken

 

halbierte Mandeln

Rosinen

1 Eiweiß

200 g Puderzucker

 

 

Wasser, Zucker, Butter und Honig gut erhitzen und vom Herd nehmen. Alles gut abkühlen lassen. Gewürze fein mahlen. Weizenmehl, Roggenmehl, Backpulver und Natron zusammen versieben. Die Gewürze dazugeben und unter die Honigmasse kneten. Diesen Teig schön abdecken und mindestens einen Tag kalt stellen. Am nächsten Tag den Honigkuchenteig ca. 1 cm dick ausrollen und mit Schablonen Frauen und Männer ausschneiden. Mit Wasser anstreichen und mit halbierten Mandeln und Rosinen belegen. Nun ca. 20 Minuten bei etwa 180 ° C hellbraun backen.

Anschließend das Eiweiß mit ca. der Hälfte des Puderzuckers schaumig rühren. Den Rest des Puderzuckers nach und nach unterrühren. Wenn der Eischnee schön fest ist, in eine Spritze füllen mit einer sehr feinen Öffnung. Nun werden die Kathrinchen und die Jünglinge schön verziert. Kathrinchen bekommt einen weißen Streifenrock, eine Halskrause und die Puffärmelchen werden auch mit Puderzuckerglasur kunstvoll verfeinert. Der Jüngling erhält gestreifte Hosen und weiße Knöpfe auf der Weste. Den Zuckerguss gut trocknen lassen. Die Kathrinchen zum Aufheben in eine Blechdose geben.

 

 

Und mir bleibt nur noch Ihnen viel Spaß beim Nachbacken zu wünschen

 

Ihr Konditormeister Martin Schönleben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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7 Comments

  1. Ich wusste gar nicht, dass Thorner Kathrinchen als Figuren gebacken werden, ich dachte, das wären runde oder eckige Lebkuchen. Der Mann sieht ein bisschen so aus wie die Weckmänner bzw. Stutenkerle zum Martinstag (das wäre doch überhaupt dein Tag gewesen …)

  2. Liebe Petra,

    die runden und eckigen Kathrinchen kenne ich auch. Aber da mir diese Version der gebackenen Damen und Männer besser gefällt, backe ich sie meiner Backstube so. Und dass der Kathrinchenmann so aussieht wie ein Weckmann ist kein Wunder, da es natürlich der gleiche Ausstecher ist. Natürlich ist der Martinstag mein spezieller Tag und natürlich habe ich viele spezielle Martinirezepte. Vielleicht blogge ich ja nächstes Jahr eines davon.

    Mit einem Lebkuchengruß

    Martin

  3. ich freue mich immer über deine feinen beiträge, die einige kulinarische bildungslücken füllen. vielen dank dafür 🙂

  4. Kurze Frage an den Experten: was sorgt denn nun wirklich dafür, dass Lebkuchen weich wird? Stimmt es, dass man einen Apfel in die Keksdose legen soll, damit die Lebkuchen weich werden, oder werden sie mit deinem Rezept sowieso weich :-)?

    1. Liebe Küchenschabe,

      das Wichtigste bei Lebkuchen, ist das man sie schon sehr weich bäckt. Also nicht zu lange im Ofen lässt, dann werden sie nämlich trocken und meist hilft dann ein Apfel auch nicht mehr viel. Von einem Apfelstück in der Plätzchendose halte ich sowieso nicht so viel, da man dann immer kontrollieren muss ob er nicht zu schimmeln anfängt. Wie gesagt, das A und O ist das nicht zu lange Backen.

      Mit saftigen Grüßen

      Martin

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