Deutschland ein Wintermärchen

Ein neues Jahr ein neues Projekt. Kochen und Literatur? Es gibt Bücher, die versuchen Küche und Literatur zusammenzubringen. Es gibt natürlich auch Blogger, die sich auf diesem Gebiet versuchen, z. B. Astrid mit ihrem Englischen Frühstück, Heike bring uns ein Novembergedicht näher, 180 Grad versucht sich an “Dinner for four” und Stevan ist sowieso der kochende Literaturpapst und beglückt uns immer wieder mit kulinarischen Gedichten.

Hier will ich nicht nachstehen und habe mir deshalb ein Gedicht meines Freundes Michael Schernthaner vorgenommen. Der Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Poet ist auf den Spuren von Heinrich Heine durch das wiedervereinigte Deutschland gereist, hat ein Gedicht darüber verfasst und ich werde nachreisen und backen.

Wie viele Schüler wurden mit dem Gedicht von Heinrich Heine schon  gequält? Wahrscheinlich ist es das am öftesten besprochene Deutsche Gedicht am Gymnasium. Wie schaut dies dann aus? Die Schüler interessiert Prosa in der Regel überhaupt nicht – der Lehrer versucht seinen desinteressierten Schülern deutsche Kunst näher zu bringen der deutsche Schüler ist eher teilnahmslos, denn man kann sich im Internet zig Rezessionen herunterladen – also muss man sich ja keine eigenen Gedanken mehr machen – und nach langen quälenden Stunden wird über dieses Gedicht, das sich ja nicht wehren kann, auch noch eine Schulaufgabe geschrieben. In dieser Klausur kann man natürlich nicht wiedergeben, was man von diesem Prosastück wirklich hält, nein es sollte schon die Lehrermeinung sein, oder was der Lehrer für die allgemein gültige Interpretation hält. So endet dann der Versuch den Jugendlichen Poesie näher zu bringen in einer Note. Und alle sind sich einig, Jugendliche mögen nun einmal keine Gedichte. Aber natürlich sind die heutigen Teenies interessiert an Poesie, sie hören sie sogar täglich stundenlang. Ihr MP3-Player ist voll von Gedichten, Prosa und Poesie. Sie glauben nicht, dass Popmusik Poesie ist! Dann hören Sie einmal genauer hin, was unsere zeitgenössischen Poppoeten so dichten. Natürlich gibt es massenweise Schrott, aber die wenigen Perlen sind es wert, einmal genauer hinzuhören. Wahrscheinlich gab es auch zu Heines Zeiten genauso viele Poeten, die einfach nur Mist produziert haben, aber ein paar Gute sind sogar in unserer Zeit noch erhalten geblieben und einer der größten war mit Sicherheit Heinrich Heine. Mit diesem misst sich nun mein Freund Michael Schernthaner und schreibt eine moderne Version des Klassikers, sein Frühlingslied.

Nun werden sich also bald wieder viele Generationen von Schülern mit einem neuen Gedicht befassen müssen, es auseinander nehmen, mit dem Wintermärchen vergleichen. Sich Gedanken machen, warum die moderne Version eigentlich Frühlingslied heißt, was uns der Autor ursprünglich sagen will und zu guter Letzt wird wieder eine Klausur geschrieben und jeder hat die Lust an Lyrik verloren. Weil dabei natürlich vergessen wird, dass man Gedichte einfach nur anhören kann, lesen natürlich auch. Aber ich finde Gedichte muss man hören. Vielleicht ist es ja gar nicht so wichtig alles zu verstehen. Wahrscheinlich begreift man sogar vieles ganz anders, als es der Dichter vorgesehen hat. Alles gar nicht so gewichtig. Auch wenn es manche nicht für möglich halten, man kann sich an Poesie auch einfach nur erfreuen. Aber ich will ja hier niemandem vorschreiben, wie er mit der Dichtkunst umgehen soll!

Ich möchte auch nicht das Gedicht von Michael Schernthaner interpretieren und analysieren. Ich bin ja auch Gott sei Dank kein Literaturkritiker. So kann ich mir die Freiheit herausnehmen und mich einfach nur an seinen Worten erfreuen. Aber ich bin Konditor. Deshalb versuche ich hier, seine Reise in Gebackenem nachzustellen. Dies ist keine Analyse, diese überlasse ich denen die es besser können. Ich kann nur backen, deshalb gibt es hier in den nächsten Wochen eine kleine kulinarische Reise mit Michael Schernthaner und mir durch Deutschland.

Ich hoffe es wird Ihnen genau soviel Spaß machen wie mir

Ihr Konditormeister

Martin Schönleben

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