20.000-DM-Gugelhupf

Wenn jemand 20.00 DM für eine Zutatenliste eines Kuchens ausgibt, damit er sich sein Rezept dann selber zusammenschustern kann, dann sollte man davon ausgehen, das es ein Wahnsinnsrezept ist. Dies wollte ich jedenfalls ergründen, nachdem ich den Artikel: „Der Kuchen geht auf“ im SZ-Magazin vom Freitag gelesen hatte. Also musste ich sofort in meiner Backstube dieses 20.000,– DM-Rezept ausprobieren. Auch wenn mir die Geschichte etwas seltsam anmutet. Hier kann man sie nachlesen. Eine kurze Zusammenfassung von mir:

Eine Frau kommt in eine Münchner Konditorei und stellt dem Konditormeister ihren Schokogugelhupf vor. Der ist begeistert und bestellt sofort. Der Kuchen entwickelt sich zum Umsatzrenner und die Dame muss immer mehr produzieren. Schließlich steigt ihr der Erfolg zu Kopf und sie beschließt die Produktion einzustellen und stattdessen in den Rezeptehandel einzusteigen. Bei einem Abendessen verkauft sie, dem vom Wein oder von Ihrer Schönheit bezirzten Konditormeister, ihre geheime Inhaltsangabe des Sensationskuchens für stolze 20.000 DM. Nach diesem Coup ist sie natürlich verschwunden und der verliebte Konditormeister stand in seiner Backstube und versuchte das Gebäck anhand der Inhaltsangabe nachzubacken. Schließlich nach vielen Versuchen gelang es dem eifrigen Meister den Gugelhupf nachzubacken. Und so lebt der brave Konditormeister mit seinem Schokogugelhupf glücklich und zufrieden bis ans Ende aller Tage. Und wenn sie nicht gestorben sind ………… 

Aber uns stellt sich hier die Frage: Warum sollte man wirklich soviel Geld für eine Inhaltsangabe ausgeben? Vielleicht stimmt die Geschichte ja doch. Jedoch ein paar Ungereimtheiten gibt es schon. Erstens natürlich der Wahnwitz, dass man 20.000 DM für eine Inhaltsangabe bezahlt, man sollte das hier noch einmal betonen, nicht für das Rezept sondern für eine Inhaltsangabe. Zweitens habe ich einmal nachgerechnet. Angeblich soll ja das Rezept Beatrices Oma erfunden haben und schon 150 Jahre alt sein. 1994 hat sich der Verkauf des Rezeptes zugetragen. Wenn wir jetzt pro Generation 30 Jahre zurück rechnen, dann hätte ihre Oma den Kuchen vielleicht in den 30er Jahren erfunden. Das wäre vor ca. 80 Jahren. Mir erscheint es einfach nicht möglich, dass ihre Großmutter vor 150 Jahren dieses Rezept erfunden hat. Liebe SZ kann es sein, dass ihr einer Eulenspiegelei aufgesessen seid. Aber gut erfunden ist die Story schon und mit erfundenen Interviews habt ihr ja eine lange Tradition. Andererseits ist das Ganze so bescheuert, dass man so etwas eigentlich gar nicht selber erfinden kann. Aber ich will ja nicht der Spielverderber sein, denn mir hat sie ja gefallen die Geschichte und deshalb habe ich sofort angefangen zu backen:

 

20.000-DM-Gugelhupf

 

Rezept (für ca. 30 Minigugelhüpfer):

500 g Eier (10 Stück)

200 g Zucker

200 g Butter

200 g Zartbitterkuvertüre

200 g fein geriebene Mandeln

etwas abgeriebene Zitronenschale

Mark einer halben Vanilleschote

eine Prise Salz

Gianduja:

120 g Milch

120 g Sahne

240 g Nougat

240 g Zartbitterkuvertüre gehackt

ca. 100 g gehobelte geröstete Mandeln

Zubereitung:

Ich habe die Zubereitung etwas vereinfacht, denn wie der Konditormeister in der SZ schreibt, ist es schwierig die Eier unter die Butter zu rühren, da es so viele sind. Aber wenn man die Butter unter die Eier rührt ist das ganze ein Kinderspiel, deshalb: Zuerst Butter und Zartbitterkuvertüre im Wasserbad auflösen. Herausnehmen und beiseite stellen. Dann Eier und Zucker auf einem heißen Wasserbad auf ca. 45 ° C erwärmen. Dabei immer gut umrühren, damit nichts ansetzt. Dann aus dem Wasserbad nehmen und gut schaumig rühren. Alles vorsichtig untermengen. Die Schokomasse auf die Förmchen verteilen.20.000-DM-Gugelhupf Im vorgeheizten Ofen bei etwa 180 ° C (Umluft) ca. 30 Minuten backen. Ganz abkühlen lassen und dann aus den Förmchen drücken. 20.000-DM-GugelhupfSollten die Gugelhüpfer nicht leicht herausgehen, einfach einfrieren und dann bekommt man sie leicht aus den Silikonförmchen.

Gianduja kochen:

Milch und Sahne kurz aufkochen. Vom Herd ziehen. Nougat und gehackte Kuvertüre unterrühren. Wenn die Kuvertüre ganz aufgelöst ist, dann alle Guglhüpfer auf ein Gitter stellen und mit der Gianduja überziehen. 20.000-DM-GugelhupfMit den gehobelten Mandeln bestreuen.20.000-DM-Gugelhupf

Fazit: Schmecken wirklich sehr gut, aber der Preis ist wirklich übertrieben.20.000-DM-Gugelhupf

In diesem Sinne, viel Spaß beim Nachbacken wünscht Ihr Konditormeister

Martin Schönleben

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