Baci di Bimbo – Kinderküsse

Plätzchen, Plätzchen, Plätzchen an etwas anderes kann ich jetzt sowieso nicht denken – obwohl vielleicht noch Lebkuchen und Stollen.

Aber wahrscheinlich wird es hier bis Weihnachten nur noch Plätzchenrezepte geben und dieses Mal wieder etwas Italienisches. Zuerst einmal für alle, die des italienischen nicht mächtig sind, Baci ist die Mehrzahl von Bacio und ein Bacio ist ein Kuss, somit sind es also Küsse.

Bacis sind in Italien weit verbreitet und viele Regionen haben ihr eigenes Rezept. Natürlich schwört jede Stadt, das nur sie das einzig seelig machende Rezept hat und begründet dies nicht nur mit dem Geschmack sondern auch mit der langen Historie die ihr Baci hat. Höchstdekorierte Professoren suchen nach dem Erfinder und erforschen die ersten schriftlichen Belege für den Ursprung dieses Gebäcks. Nach jahrelangen und immens teuren Forschungsarbeiten finden sie natürlich heraus, dass das erste Küsschen selbsterständlich nur aus der Gegend der Auftraggeber stammen kann. Die Stadtverwaltung und der örtliche Tourismusverband ist natürlich begeistert, die gewöhnliche Bevölkerung geht dann mit stolzgeschwellter Brust über den Hauptplatz und erklärt dem ahnungslosen Touristen, dass sie es schon immer gewusst hätten.

Aber hier geht es ja um die “Baci di Bimbo” und die sind jetzt keine regionale Spezialität sondern eine Sonderform der italienischen Küsschen. Denn wenn diese mediterranen Busserl nicht nach dem Herkunftsort benannt werden, dann bezeichnet sie die Italienerin nach der Person, die sie verspeisen soll, hier also die Kinder. Denn die korrekte Übersetzung von Bimbo ist einfach Kind und hat nichts mit dem zu tun, warum bei uns Leute als Bimbos beschimpft werden.

Will hier noch jemand wissen, warum die Baci denn eigentlich als Küsse bezeichnet werden? Ob das jetzt jemand wissen will, oder nicht ist eigentlich auch egal, denn ich werde es sowieso erzählen, weil hier meine gefühlvolle Ader angesprochen wird. Die Erklärung ist ganz einfach, denn Baci bestehen normalerweise aus zwei Plätzchen, die durch die Füllung zu einem ewigen Kuss verbunden werden. Es ist also ein ziemlich romantisches Plätzchen. Aber genug der Erklärungen, es wird Zeit für das Rezept.

Kleine Kinder brauchen ihr eigenes Baci und weil fast alle Kinder Nussnougatcremes lieben sind diese Baci natürlich mit feinstem Nougat gefüllt.

Rezept (für ca. 60 Küsschen):
200 g Butter
120 g  Zucker
geriebene Zitronenschale
100 g Eier (2 Stück)
300 g Weizenmehl

Nougat zum Füllen
Hagelzucker

Zubereitung:
Wie immer wärme ich die Butter ein wenig an. Denn sie muss schön wachsweich sein, sonst kann ich sie nicht gut aufschlagen. Nun kommt der Zucker dazu und etwas abgeriebene Zitronenschale. Anschließend rühre ich mein Gemisch schaumig. Hierfür kann man ruhig den Elektroquirl nehmen. Wenn meine Masse schön cremig ist, gebe ich ein wenig von den Eiern dazu und rühre weiter. Dann kommt wieder etwas Ei dazu. So verfahre ich, bis die ganzen Eier untergerührt sind. Nun siebe ich mein Mehl und rühre es ebenfalls unter die Masse. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht zu lange rühre, sonst wird meine Masse zäh. Ich möchte doch schöne weiche und mürbe „Baci di Bimbo“. Wenn das Mehl untergemischt ist, gebe ich die Masse in einen Dressierbeutel mit einer Lochtülle und dressiere kleine Tupfen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech. Dann bestreue ich die meine Baci mit Hagelzucker. Da es ja Kinderküsse sind, kann man auch bunten Zucker nehmen. Kinder lieben bekanntlich alles was bunt ist. Jetzt backe ich meine Kinderküsschen bei ca. 180 ° C etwa 8 – 10 Minuten goldgelb. Nach dem Backen fülle ich die Baci mit Nougat. Denn fast alle Kinder lieben die diversen pappig süßen Nussnougatcremes und schmieren sie sich dick auf ihre Frühstückssemmel.  Damit treiben sie alle gesundheitsbewussten Eltern in den Wahnsinn. Aber wir verwenden ja richtigen Nougat, der nur aus Nüssen, Zucker und Kuvertüre besteht. Diesen muss ich vor dem Füllen ein wenig anwärmen, damit die Baci auch zusammen halten.

 

Passend für italienische Plätzchen mit schwarz-rot-goldenen Streuseln

 

Mir bleibt nur noch allen viel Spaß beim Nachbacken zu wünschen

In diesem Sinne Ihr Konditormeister

Martin Schönleben

PS: Natürlich darf ich nicht vergessen, dass der November natürlich braun ist. Deshalb ist dieses Rezept natürlich genau richtig für Uwe und seinen Event Cookbook of Colors.

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7 Comments

  1. Ein ewiger Kuß als Plätzchen – meine romantische Ader vibriert 😉

    Wie ich so den Hagelzucker auf den Plätzchen sehe, fällt mir eine Frage an dich ein: ich suche bereits seit einer Weile ein kleines, längliches Weihnachtsgebäck, das in der Länge mehrfach um sich selbst gedreht ist, Bohrer heißt, wenig süß ist und mit Hagelzucker bestreut. Leider finde ich nirgend ein Rezept. Vielleicht hast du eine Idee?

    viele liebe Grüße…

    1. Liebe Micha,

      diese Bohrerplätzchen kenne ich leider nicht. Aber deiner Beschreibung nach, würde ich einfach einen normalen Butterteig (100 g Zucker, 200 g Butter, 300 g Mehl, 20 g Eigelb (1 Stück), 50 g Ei (1 Stück), 1,5 g Backpulver, Vanille, etwas geriebene Zitronenschale) nehmen. Daraus Schlangen machen und diese wie von dir beschrieben eindrehen. Ein Vanillekipferlteig ist hierfür sicherlich auch gut geeignet. Diese beiden Teige sind nicht so süß, außer man zuckert sie nach dem Backen.

      Mit romantischen Grüßen

      Martin

  2. Lieber Martin!
    Schön hast du es hier auf deinem blog.

    Ich liebe italienisches Gebäck… und mußte sehr schmunzeln über deine Geschichte, das jede Stadt sein eigenes Baci hat.
    Es stimmt nämlich haargenau….
    Baci di Sanremo, Baci di Allasio, Baci di Genova…..
    Hier riecht es gerade herrlich schokoladig: Schoko-Cantuccinis!

    Wie gesagt: Ich liebe italienisches Gebäck!
    liebe Grüße
    Melli

  3. Liebe Melli,

    Baci di Genova kenn ich noch gar nicht. Muss ich mal suchen. Ja deine Schoko-Cantuccinis kann ich sogar bis zu mir riechen. Bin schon gespannt auf dein Rezept. Apropo ich liebe natürlich auch italienische Gebäcke. Aber bitte nicht weitersagen.

    Es grüßt mit einem italienischen Ciao

    Martin

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