Apfelkücherl für Kerstin

Liebe Kerstin,

auch du hast von meinem beliebten Rezeptlieferservice Gebrauch gemacht. Du wünscht dir mein Apfekücherlrezept und das, obwohl du unter “Verboten gut” verrätst, dass du gar keine Eier magst. Dreimal habe ich mein Rezept nachgelesen und es waren immer noch Eier drin! Was soll ich da jetzt machen? Aber ob du mein Rezept jetzt nachbäckst oder nicht, du musst natürlich, wie alle zuerst meinen Knebelvertrag herunterladen und doppelt unterschrieben an mich zurück schicken. Diesen Vertrag findest du im Downloadbereich zum einfachen Herunterladen. Ansonsten du weißt ja, ich habe die gleichen Abmahnanwälte wie “Lady Marion”.

Auch wenn der Aschermittwoch jetzt schon ein bisschen her ist. Apfekücherl kann man während der gesamten Fastenzeit backen.

Typisch für die Fastenzeit waren in Bayern immer die vielen Mehl- und Süßspeisen. Die meisten von ihnen sind während der Fastenzeiten entwickelt worden. Sie entstanden aus dem Wunsch heraus, auch während des Fastens nicht auf lukullische Genüsse verzichten zu wollen. Ein ganz typisches Aschermittwochsgebäck waren die Apfekücherl. Apfelscheiben werden mit Zitronensaft beträufelt und dann in einen Bierteig getaucht. Anschließend werden dieses Ringe im heißen Fett gebacken. Diese hat mein Vater noch bis vor einigen Jahren immer am Aschermittwoch gebacken. Wir haben diesen Brauch wiederbelebt und immer am Aschermittwoch gibt es die leckeren Apfekücherl wieder bei uns. Anschließend klappe ich die Fettpfanne zu und wende mich anderen Fastengebäcken zu.

Aber es gab ja auch noch andere Bräuche an diesem strengen Fastentag. Zum Beispiel zogen die jungen Burschen in der Oberpfalz zum „Boissen“ aus. Mit  dabei war eine große Stange mit Fastenbrezen und ein Holzbrettchen. So bewaffnet zogen die jungen Männer durchs Dorf. Ihr Ziel war es die jungen Mädchen zu erhaschen und einer auserwählten mit dem Brettchen eines auf ihren Allerwertesten zu schlagen. Die so gequälte bekam als Trostpflaster eine Fastenbreze. Ja die meisten Bräuche waren durchaus nicht politisch korrekt.

Heutzutage sind die Gastwirtschaften am Aschermittwoch besser ausgebucht, wie im sonstigen Jahr. Dies ist die Einkehr. Zwar keine innere, aber immerhin. Mittlerweile gehört das organisierte Massen-Fressen zum Aschermittwoch wie der Christstollen zu Weihnachten. Kollektives Fischessen ist ein modernes Brauchtum, ein gesellschaftliches Ritual, unserer Zeit. Die Zeitungen und Zeitschriften quellen über mit Fischrezepten. Jedoch war die Fastenküche wesentlich abwechslungsreicher, als uns die gleichmacherischen Medien weis machen wollen. Der Mangel an Fleisch spornte den Erfindungsreichtum der alten Köche erst richtig an. Manch ein Koch versteckte das Fleisch gar im Brotteig, um den Anschein der Enthaltsamkeit zu wahren. Und die Schwaben haben ja eine Speise, die sogar Hergottsbscheißerle heißt. Weiß jemand was das ist? Es ist im Grunde nur eine Maultasche für die Fastenzeit, wichtig bei dieser Fastenmaultasche war nicht etwa, dass sie kein Fleisch enthielt. Das besondere war, dass die Schwaben auch in der Fastenzeit nicht auf Fleisch verzichten wollten. Deshalb enthielten diese Maultaschen besonders viel Petersilie, damit die Füllung schön grün war, wenn der Hergott zur Erde herunterschaute und er die braven Bauern beim Fastenessen beobachtete. Nach dem Motto: „Was der Hergott net sigt …“.

Viele Mehl- und Süßspeisen sind während der Fastenzeiten entwickelt worden. Aber, das wichtigste Kultgebäck der Fastenzeit war die Fastenbrezel. Früher wurden diese Brezeln nur in den Klosterbäckereien hergestellt. Heutzutage ist eine Brezel nichts mehr besonderes, jedoch eine richtige Fastenbrezel, ist nach altem Brauch, mit Kümmel bestreut. Muss ich das hier noch extra erwähnen, dass wir natürlich auch diese Fastenbrezeln in der Fastenzeit backen, aber nur dann.

Aber jetzt zu dem versprochenen Rezept für dich Kerstin: Zuerst muss du Äpfel schälen, entkernen, in Scheiben schneiden und mit Zitronensaft beträufeln. Dann die einzelnen Apfelscheiben im Mehl wenden und in den Bierteig tauchen. Jetzt brauchst du sie nur noch  im heißen Fett auszubacken. Fertig sind gschmackige Apfekücherl. Naja nicht ganz noch auf Küchenkrepp abtropfen lassen und dann im Zimtzucker wälzen.

Bierteig (reicht je nach Apfelgröße für ca. 30 Kücherl):

500 g Mehl
80 g Eigelb
500 g Bier (Weißbier)
60 g Butter flüssig
etwas abgeriebene Zitronenschale

120 g Eiweiß
60 g Zucker
eine Prise Salz

Zubereitung Bierteig:
Mehl, Eigelb, Bier, flüssige Butter, geriebene Zitronenschale verrühren. Eiweiß, Zucker und Salz schaumig rühren und unter die Biermasse rühren.

Und mir bleibt nur noch übrig dir und allen anderen eine geschmackvolle Fastenzeit zu wünschen

Dein Konditormeister Martin Schönleben

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2 Comments

  1. Guten Morgen Martin,

    ich muss gerade Lachen ,)
    Ja, ich hasse Eier, aber nur gebraten & gekocht. In Kuchen usw. wo Ich sie nicht sehe, rieche und rausschmecke werden sie ganz normal eingesetzt, einen Anwalt werden wir nicht brauchen ;o)
    Den Knebelvertrag kannst Du in diesem Fall verbrennen und in der Backstube ausstreuen 😉
    Vielen Dank für das tolle Rz, sobald ich es nachgebacken habe, werde Ich berichten, mit Beweisfoto .

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße Kerstin

    1. Liebe Kerstin,

      wenn ich den Knebelvertrag verbrenne, womit soll ich dich dann noch knebeln? Auf alle Fälle, freut es mich, dass die Eier nun dem Nachbacken nicht mehr im Wege stehen. Ich bin schon gespannt auf deinen Bericht.

      Es grüßt

      Martin

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